Was Kinder fühlen – Emotionen verstehen, begleiten, benennen
Wutausbrüche, Rückzug, scheinbar grundloses Weinen oder plötzliches Überdrehen –
solche Reaktionen kennen viele Pädagog:innen aus dem Alltag. Auch sarkastisches Schweigen, aggressive Bemerkungen oder völlige Abgrenzung sind oft Ausdruck innerer Not. Doch was steckt dahinter? Was zeigt ein Kind oder ein:e Jugendliche:r, wenn Worte fehlen? Und wie können wir Gefühle begleiten, ohne vorschnell zu urteilen?
Dieser Workshop zum Umgang mit Emotionen bei Kindern und Jugendlichen vermittelt praxisnahe Zugänge, um emotionales Verhalten besser zu verstehen und unterstützend zu begleiten. Emotionen wie Wut, Angst, Scham oder Hilflosigkeit sind oft schwer auszuhalten – für alle Beteiligten. Und doch brauchen sie Raum, Anerkennung und einen sicheren Rahmen.
Im Mittelpunkt stehen:
typische Ausdrucksformen starker Gefühle in verschiedenen Altersstufen,
konkrete Fallbeispiele aus der pädagogischen Praxis,
Impulse zur achtsamen Begleitung emotionaler Prozesse,
Methoden zum Benennen und Halten von Gefühlen, ohne zu beschämen,
Reflexion der eigenen Haltung im Umgang mit emotional aufgeladenen Situationen.
Ziel ist es, die emotionale Ausdruckskraft von Verhalten sensibel zu erfassen – und Kindern sowie Jugendlichen so zu begegnen, dass Beziehung möglich bleibt. Wer Gefühle ernst nimmt, stärkt Selbstwahrnehmung, Beziehungsfähigkeit – und legt den Grundstein für tragfähige pädagogische Beziehungen.
Allein unter Vielen – Einsamkeit verstehen & begegnen
Ein Kind, das sich immer wieder zurückzieht. Ein:e Jugendliche:r, die scheinbar dazugehört – und doch innerlich isoliert ist.
Einsamkeit ist nicht laut. Sie ist oft leise, verdeckt – und gerade deshalb schwer zu erkennen.
Dabei ist Einsamkeit mehr als ein vages Gefühl: Chronisch erlebt, kann sie das Wohlbefinden, die Lernmotivation und die psychische Gesundheit stark beeinträchtigen. Sie führt zu Selbstabwertung, sozialem Rückzug, innerer Leere – und kann sich auch in Aggression oder depressivem Verhalten äußern.
Besonders alarmierend: Wenn über längere Zeit kein echtes Zugehörigkeitsgefühl entsteht, steigt das Risiko, dass junge Menschen Anerkennung dort suchen, wo sie scheinbar leicht zu bekommen ist – etwa in problematischen Online-Foren, Incel-Communities oder extremistischen Szenen, die gezielt an Gefühle von Isolation anknüpfen.
Im Workshop geht es darum, Einsamkeit differenziert zu verstehen – als emotionalen Zustand, als soziale Realität und als pädagogische Herausforderung.
Gemeinsam mit den Teilnehmenden werden folgende Fragen bearbeitet:
Woran erkenne ich tiefergehende Einsamkeit – jenseits von Rückzugsverhalten oder Introversion?
Welche Signale deuten auf innere Isolation hin – auch bei „angepassten“ Schüler:innen?
Wie beeinflusst das soziale Klima in der Klasse das Erleben von Zugehörigkeit?
Im Fokus stehen alltagstaugliche Ansätze für Fachkräfte, um Zugehörigkeit zu stärken und sensibel auf Einsamkeit zu reagieren – mit der stillen Botschaft: Du wirst gesehen.
Der Workshop bietet Raum für Austausch, Reflexion und kollegiale Fallbesprechung – und zeigt Wege auf, wie man Einsamkeit nicht nur erkennt, sondern auch achtsam, geduldig und wirksam darauf reagiert.
Selbstbild und Rollenbilder – Identitätsentwicklung verstehen
Kinder und Jugendliche entwickeln ihre Identität nicht im luftleeren Raum.
Sie orientieren sich an dem, was ihnen im Alltag begegnet: Erwartungen, Zuschreibungen, Rollenbilder – in Familie, Schule, Medien oder der Peergroup. Ob „die Starke“, „der Ruhige“, „die Süße“ oder „der Anführer“ – solche Bilder wirken früh, oft unausgesprochen, aber mit großer Kraft.
Der Workshop lädt dazu ein, den Blick zu schärfen für die Wechselwirkungen zwischen Selbstbild, Fremdbild und gesellschaftlichen Rollenerwartungen.
Zentrale Fragen sind:
Was prägt junge Menschen in ihrer Identitätsentwicklung?
Wie wirken Geschlecht, Herkunft, Gruppenzugehörigkeit, Sprache oder soziale Normen zusammen?
Und wie können pädagogische Fachkräfte Räume schaffen, in denen Vielfalt möglich ist – ohne Schubladen?
Anhand von Fallbeispielen, Inputs und praxisnaher Reflexion werden konkrete Impulse für die pädagogische Arbeit vermittelt:
Wie kann Identitätsentwicklung unterstützend begleitet werden – offen, wertfrei und entwicklungsfördernd?
Ich bin nicht dein Klischee - Gender & Diversity sichtbar machen
„Woher kommst du wirklich?“ – „Du bist aber stark für ein Mädchen.“ – „Das ist bestimmt nur eine Phase.“
Solche Sätze sind keine Ausnahmen. Sie spiegeln tief verankerte Stereotype über Geschlecht, Herkunft, Aussehen oder soziale Zugehörigkeit wider. Kinder und Jugendliche begegnen solchen Zuschreibungen oft früh – und beginnen, sich daran zu orientieren, sich anzupassen oder sich davon abzugrenzen – nicht selten auf Kosten ihrer Selbstwahrnehmung und ihres Wohlbefindens.
Der Workshop bietet Raum für eine vertiefte Auseinandersetzung mit Diversity im pädagogischen Alltag:
Welche Rollenbilder und Normvorstellungen prägen unser Denken – oft unbewusst?
Wer wird in Schule, Gruppen und Materialien mitgedacht – und wer nicht?
Wie kann Vielfalt nicht nur benannt, sondern auch gelebt und sichtbar gemacht werden?
Neben Gender werden auch weitere Dimensionen von Vielfalt thematisiert – wie soziale und kulturelle Herkunft, Religion, Behinderung, Sprache und sexuelle Orientierung. Dabei steht immer die Lebensrealität von Kindern und Jugendlichen im Zentrum.
Ein zentraler Bestandteil des Workshops ist die Selbstreflexion pädagogischer Fachkräfte:
Welche Bilder von Normalität trage ich in mir?
Wo habe ich – bewusst oder unbewusst – Privilegien?
Wie kann ich diskriminierungssensibel handeln?
Anhand von Fallbeispielen, Reflexionsübungen und Impulsen zur intersektionalen Perspektive entwickeln die Teilnehmenden konkrete Ansätze, um Vielfalt in der Schule oder Einrichtung wertschätzend zu begleiten und Ausgrenzung aktiv entgegenzuwirken.
#gendercheck – Geschlechterrollen im Netz
Zwischen Glow-Up-Trends und Dominanz-Inszenierungen formt sich ein enges Korsett aus Rollenbildern und Normen rund um Geschlecht, Körper und Verhalten.
Kurzformate wie TikToks, Reels und Shorts vermitteln in Sekundenbruchteilen Botschaften, die sich tief einprägen – oft subtil, manchmal brutal direkt:
„Frauen mit hohem Body Count sind nichts wert.“
„Männer, die zuhören statt führen, sind nichts weiter als Fußabtreter.“
„Sie ist nur eine 6 – ohne Make-up wär’s ne 3.“
„Beta-Männer zahlen, Alpha-Männer bekommen.“
Solche Aussagen verbreiten ein verzerrtes Bild von Männlichkeit, Weiblichkeit, Geschlecht und Beziehung – oft unter dem Deckmantel von Lifestyle-Tipps oder „Real Talk“. Verstärkt wird dieser Druck mittlerweile auch durch KI-generierte Inhalte: von hypersexualisierten Avataren bis zu idealisierten Körperbildern, die künstliche Normen setzen und kaum noch als solche erkennbar sind. Das macht es für Jugendliche umso schwerer, Realität und Inszenierung zu unterscheiden – und sich selbst jenseits dieser Bilder wahrzunehmen.
Dieser Workshop richtet sich an pädagogische Fachkräfte, die sich mit den prägenden Gender- und Körperbildern der digitalen Jugendkultur auseinandersetzen möchten:
Digitale Gendernormen: Wie auf Social Media Rollenbilder konstruiert, zugespitzt und normalisiert werden – von „Alpha-Männern“ über „Glow-Up“-Trends bis hin zu hyperfemininen Selbstinszenierungen.
Emotionale Wirkung: Warum toxische Vorbilder, Misogynie, Queerfeindlichkeit und sexualisierte Ideale so stark binden – und wie sie Identität und Selbstwert junger Menschen beeinflussen.
Narrative und Plattformen: Welche typischen Erzählmuster auf TikTok, Instagram, YouTube und in Gaming-Communities kursieren.
Empowernde Medienbildung: Wie kritisches Denken und Selbstreflexion gefördert werden können – durch medienanalytische Methoden, Reflexionsübungen und Austausch auf Augenhöhe.
Praxisnah: Zahlreiche virale Beispiele aus dem Netz werden gemeinsam analysiert – als Ausgangspunkt für Diskussion, kritische Auseinandersetzung und kreative pädagogische Impulse.
Ein Workshop, der aufzeigt, wie digitale Männlichkeitsmythen, hyperfeminine Selbstinszenierungen, sexualisierte Schönheitsideale und misogyne Narrative Jugendliche emotional binden, identitätsbildend wirken – und pädagogisch herausfordern: durch die Normalisierung von Dominanz, Kontrolle, Abwertung von Weiblichkeit und queerfeindlicher Rhetorik in viralen Formaten.